Karakol – das baldige Courchevel des Ostens

Karakol – das baldige Courchevel des Ostens

Heute also mal wieder ein Reisetag. Unser heutiges Ziel ist der touristischste Ort Kirgistans – Karakol. Der Ort ist im Sommer für ausgedehnte Wanderungen in unberührter Natur bekannt. Außerdem entwickelt sich hier zur Zeit der Skitourismus rasant. Ein neues Skigebiet soll die Pistenkilometer von derzeit 18 in den nächsten 5 Jahren auf über 250 schrauben. Aber vor der Erholung ist erst einmal der Transport angesagt.

Wie schon angedeutet ging es heute früh zum Busbahnhof, um ein Taxi nach Karakol klar zu machen. Zum Glück war zu so früher Stunde noch nicht viel los auf den Straßen, so dass wir ohne Probleme und Stau am Busbahnhof ankamen. Nach ein bisschen Orientierung wurde uns ein sehr freundlicher Fahrer zugeteilt, der uns ein Preisangebot für das gesamte Taxi anbot, dass wir nicht ablehnen konnten. Im Ernst war der Preis schon deutlich höher als der Bus – oder wenn wir auf weitere Mitfahrer gewartet hätten, wäre das auch günstiger geworden. Aber mit Premiumaufschlag ging die Fahrt eben sofort los und nicht erst in einer halben oder gar ganzen Stunde.

Die Fahrt war die ersten Stunden eine wirklich ruhige entspannte Autobahnfahrt. Sogar ein gepflegter Stopp bei einer Rastanlage war dabei. Aber nach 3h Fahrt dachten wir schon – wo sollen bei gerade mal noch 130km die restlichen gut 3h Fahrt herkommen? Und prompt war es vorbei mit der Herrlichkeit der Autobahn. Statt dessen eröffnete sich uns eine Kraterlandschaft, die auch auf dem Mond zuhause sein könnte. Fast 100Km Baustelle standen an. Baustelle bedeutet hier aber nicht, dass ein Teil gemacht wird und auf dem anderen kann in Ruhe weitergefahren werden. Nein hier ist man mittendrin statt nur dabei. Jeder Autofahrer sucht sich irgendwo einen Weg zwischen Schotterpiste, tiefen Erdrillen, Matschpfützen, Seen und und und. Zwischendurch werden einem ein paar Kilometer neu asphaltierte Straße vorgegaukelt – aber nach wenigen Metern geht es wieder hinein in die nächste Kiesgrube.

Irgendwie gingen diese paar Stunden Schüttelpiste auch zu Ende und wir erreichten unser Guesthouse in Karakol. Welch Oase der Ruhe nach Bishkek! Der niederländische Besitzer und seine kirgisischen Frau haben hier etwas außerhalb des Zentrums ein kleines Gartenparadies geschaffen. So konnten wir uns von den Strapazen der Fahrt erholen und uns auf unser erstes kulturelles Event des Aufenthalts vorbereiten.

Dungan Family Dinner

Wir hatten für den ersten Abend über Destination Karakol ein spezielles Abendessen gebucht. Die Dungan sind ein chinesische muslimische Minderheit, die im 19Jahrhundert aufgrund von religiöser Vertreibung über das Tiang Shan Gebirge ins damalige Russland geflüchtet sind, um hier ein neues Leben zu beginnen.

Zu Begin des Abends gab es das Nationalgericht Ashlan-Fu, dass wir nicht nur probieren, sondern auch selber zusammenbauen durften. Das kalte Gericht besteht aus Eiernudeln und Stärkenudeln. Die Stärkenudeln durften wir selbstständig vom großen Block abschaben – so weit wir dazu in der Lage waren 😉 Dazu kamen noch weitere Köstlichkeiten und vor allem Essig und Schnittlauch. Insgesamt gab es an diesem Abend mehr Schnittlauch in verschiedenen Varianten, als ich in den letzten beiden Jahren gegessen habe. Es folgte Gericht auf Gericht bis wir komplett voll waren, Highlights waren unter anderem die verschiedenen Suppen, die Manti und auch der Kohl!

Danach wurde uns mal wieder etwas über Hochzeitsbräuche erzählt und verschiedene Haarstyles und Hochzeitskeider gezeigt. Auch diese Kultur hat richtig Angst vor Frauen, vor allem angehende Bräute. Sie tragen kleine Glöckchen, dass man sofort weiß wo sich das Weib gerade so herumtreibt, und natürlich darf die Frau während der 2 Tage dauernden Hochzeitsfeier weder sprechen noch den Kopf heben – sondern immer sittlich auf den Boden blicken! Das lassen wir wie immer unkommentiert 😉

Unser erster Eindruck von Karakol war durchaus positiv. Wir freuen uns schon auf die Stadttour morgen und auf mehr Informationen über das Leben in dieser Ecke der Welt. Ach ja: nach Wochen der Hitze sind wir jetzt endgültig im Gebirge angekommen und die Fleecejacke ist das It-Piece des Abends bei Temperaturen um die 10 Grad!

One thought on “Karakol – das baldige Courchevel des Ostens

  1. Hallo ihr Durchgeschüttelten,
    ihr seid unterwegs um andere Länder und ihre Bewohner kennen zu lernen. Dazu gehört auch, wie in diesen Ländern Straßen gebaut werden und der Überlebenskampf in solchen Baustellen.
    Das Essen sieht sehr gut und reichlich aus. Damit könnte ich mich auch anfreunden.
    Die Hochzeitsbräuche sind in vielen Ländern ähnlich: Die Braut wird besonders schön dekoriert, bevor sie in den Besitz des Mannes übergeht.
    Ich wünsche euch einen interessanten Tag mit vielen positiven Erlebnissen. Denkt ab und zu auch an Ruhe und Entspannung,
    Herzliche Grüße aus Neuenstadt.

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