Heute war wieder einmal ein Reisetag für uns. Von Almaty ging es in der Reihenfolge: Taxi – Fuß – Taxi in die kirgisische Hauptstadt. Dank Yandex Go hatten wir für die 3h Fahrt bis zur Grenze schon mal am Vorabend einen Fahrer für den nächsten Morgen reserviert. Natürlich änderte sich kurz vor Abfahrt noch einmal das Auto und der Fahrer – aber das kennen wir ja schon zur Genüge. Dank der App ist die Fahrt fast schon ein Schnäppchen. Für gerade mal 28 Euro wird man fast 250km weit bis an den Grenzposten gefahren. Unser Fahrer fuhr sicher aber auch sehr sehr sehr flott. Also die 160 auf der Landstraße war schon mal drin.
Der Grenzübergang war nach unserer Erfahrung in Tadschikistan ja schon fast ein Spaziergang. Keinerlei Wartezeiten und schon ein paar hundert Meter nach der Grenze konnten wir unsere Tenge in Som tauschen und mit dem nächsten Yandex-Fahrer zu unserem Guesthouse fahren.
Es war einmal ein Busbahnhof
Das ging alles wahnsinnig flott, da Bishkek gerade mal 25km von der Grenze entfernt liegt. Und nach gerade mal 4h insgesamt waren wir auch schon in unserem neuen Zimmer. Zu unserem Guesthouse ist zu sagen, dass es leider in der Zwischenzeit weit weg vom Schuss liegt. Bis November letzten Jahres war hier draußen der Nabel der Buswelt, weil der große Busbahnhof von Bishkek gegenüber lag. Leider haben sie in der Zwischenzeit den Busbahnhof noch weiter nach draußen verlegt und das Guesthouse ist jetzt mehr oder minder ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit.
Trotz dieses Standortnachteils hatten wir Hoffnung, dass das Guesthouse dieses Manko durch exzellente Unterstützung bei der weiteren Reiseplanung wettmacht – Nein!
Das Personal ist zwar unheimlich freundlich, kann aber mit zwei westlichen Touristen noch nicht so recht was anfangen. Die Konversation via Übersetzer, russisch und gebrochenem Englisch hat unser weiteren Reisepläne noch nicht wesentlich erhellt – mal sehen, ob wir morgen irgendwo mehr Infos herbekommen 😉
Impressionen Bishkek
Die ersten Eindrücke von Bishkek waren etwas wechselvoller als in den bisherigen Orten. Da wir nicht im Zentrum sind, ist die Gegend um uns herum deutlich ärmer, dreckiger und ja – doch etwas heruntergekommener als im Zentrum.
Das Zentrum selber, das man nach einer kurzen Taxifahrt erreicht, ist deutlich mehr herausgeputzt mit schönen Boulevards, Parks und westlichen Geschäften. Insgesamt bleibt aber der Eindruck, dass die Stadt deutlich weniger Investitionen abbekommen hat als Usbekistan und Kasachstan. Viele Gebäude haben noch einen vor sich hin modernden Sowjetcharme und Neubauten sind eher spärlich im Stadtbild zu sehen.
Wirtschaftliche Lage
Insgesamt hat man das Gefühl, dass sich das Land noch schwer tut, sich aus der Sowjetzeit zu lösen. Das Land ist sowohl von China als auch von Russland sehr abhängig und das starke Wirtschaftswachstum basiert zum größten Teil auf Reexporte nach Russland, um so Sanktionen zu umgehen.
Auf der anderen Seite ist das Land sehr stark verschuldet und der größte Gläubiger ist China, die in fast alle Energie- und Infrastrukturprojekte involviert sind.
Aus diesem Grund ist es unheimlich wichtig für das Land, mehr Touristen zu bekommen, um die Wirtschaft weiter zu diversifizieren und so neues Wachstum zu schaffen. Wir sind schon sehr darauf gespannt, wie es in einem der touristischen Zentren des Landes aussieht, dass wir übermorgen besuchen werden.
Kinderfest
So, genug der grauen Theorie, hinein ins pralle Leben. Im Zentrum wurden wir von einem riesigen Kinderfest überrascht, wo Tanzgruppen aus Europa und Asien zu lustigen Klängen Volkstänze oder auch moderne Interpretationen vorführen. Das alles in einer Lautstärke, das Wacken-Enthusiasten ihre helle Freude hätten. Ganz ehrlich – selbst mit über 100m Entfernung zur Bühne war es so laut, dass man sich noch nicht mal selber denken hören konnte.
Aber alle hatten Spaß und es war richtig Leben in der Bude. Um uns von soviel Leben zu erholen haben wir uns dann in ein westliches Café zurückgezogen und uns mit sehr gutem Flat White und Kuchen für den weiteren Abend gestärkt.
Fazit und Ausblick
Insgesamt haben wir das Gefühl, dass das Preisgefälle zwischen einfachem Essen und etwas gehobeneren Restaurants deutlich größer ist als in den bisherigen Ländern. Aber auch hier werden wir das die nächsten Tage beobachten.
Morgen schauen wir mal, ob wir Ausflüge und Transfers organisiert bekommen – drückt mal die Daumen!
Hallo Ausflügler, nach einem abwechslungsreichen Ausflug in die Natur von Kasachstan hat euch in Kirgisien die sowjetische Vergangenheit eingeholt. Die russischen Prachtbauten sind nicht zu übersehen. Aber soweit ich auf Bildern sehen kann, ist die Schrift dem Westen angepasst.
Was noch auffällt, alles was nicht zum zentralen Leben gehört, wird abgeschrieben und verkommt. Siehe Verlegung des Busbahnhofes. Mal sehen was diese Stadt und das Land noch zu bieten haben.
Macht euch auf den Weg, um alles zu erkunden und zu dokumentieren, denn nicht viele Menschen von hier, schaffen einen Urlaub in Kirgisien.
Weiterhin alles Gute: Bleibt gesund und fit!
Grüße aus dem alten Europa