Genau in dieser Reihenfolge war unserer heutiger Tag gedacht. Erst einmal ging es eine Stunde über holprige Wege, pittoreske Dörfer und sehr viel Landschaft nach Sarlat, um uns Stadt und Markt anzuschauen. Wie wir gelernt haben, muss man vor 10 Uhr auf dem Markt sein, sonst kommen die großen Touristengruppen – und auch bei uns um halb 10 war der Parkplatz noch halb leer – aber die Stadt schon gut gefüllt. Sarlat selber ist eine wunderschöne vollständig erhaltene mittelalterliche Stadt mit einer verwinkelten Gassen, viel Fachwerk und anderen alten Gebäuden. Dazwischen die vielen Marktstände, mit dem Besten, was das Perigord zu bieten hat. Ein einmaliges Erlebnis inklusive einem Markt in einer ehemaligen Kirche.
Nach und nach wurde uns der Rummel doch zu viel und wir verlegten uns ein paar Kilometer weiter zur Burg Castelnaud. Vorher machten wir noch Picknick an der Dordogne und beobachteten die Kanufahrer, die sich hier gemütlich den Fluss hinabtreiben lassen. In der Zwischenzeit hatte die Temperatur die 30 Grad schon wieder deutlich überschritten und so wurden die knapp 100HM bis zur Burg zu einer eher schweißtreibenden Angelegenheit. Wir hatten Glück, dass wir an einer kostenlosen englischsprachigen Führung teilnehmen durften und so erfuhren wir sehr viel über die Geschichte der Burg. Vor allem die Zeiten des 100jährigen Krieges waren sehr bewegt – die Burg wechselte 11Mal die Seiten zwischen England und Frankreich! Besonders interessant war es, viel über die mittelalterlichen Trebuchet und andere Wurfmaschinen zu erfahren Zum Schluss demonstrierte unser Guide noch anhand eines etwas kleineren Trebuchets, wie so ein Ding richtig zum Einsatz kommt und schleuderte erfolgreich einen Gymnastikball über 20m weit auf eine Burgattrappe. Auch innen war die Burg gut restauriert und einige Waffen wurden sehr schön präsentiert. Insgesamt eine sehr lohnende, aber auch schweißtreibende Besichtigung.
Zum Abschluss unseres Ausflugstages hatten wir die Gärten von Marqueyssac eingeplant. In unserem Leaflet wurde dafür das Wort Buchsbaumfantasien geprägt – und das trifft es einfach am Besten. Was hier Menschen im 19.Jh aus Buchsbäumen zusammengeschnippelt haben, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Alles ist perfekt rund, überbordend barock zurechtgestutzt, so dass ein dichter, verschlungener Dschungel aus zehntausenden Buchsbäumen entstand. Aber das ist nur ein geringer Teil des Gartens. Nach den Buchsbäumen geht der Garten in einen großzügigen Park über, der sich über den gesamten Höhenrücken erstreckt und immer wieder tolle Fernblicke zu den Burgen und Städten entlang der Dordogne erlaubt. Insgesamt über 6km Spazierwege gibt es in diesem Labyrinth aus Buchsbaum und anderen Bäumen zu entdecken. Wir haben hier fast 2h jede Menge Wege erwandert, und uns dabei jedes Mal gefragt, wie man auf so eine Idee kommt! Die Ausschilderung ist dabei nicht immer hilfreich -aber mit ein bisschen Orientierungssinn findet man sogar den schönsten Picknickplatz Frankreichs, um hier einen Crêpe zu genießen. Auf jeden Fall ist dieser Garten ein absolutes Highlight und sollte bei jedem Besucher der Dordogne ganz oben auf der Liste der Sehenswürdigkeiten stehen.
Wir hatten heute einen sehr abwechslungsreichen Tag und haben viel über Wurfmaschinen und Buchsbäume gelernt – jetzt freuen wir uns auf etwas Abkühlung und morgen geht es dann wieder in die Urzeit.