Ein sehr provokanter Titel, da jeder weiß, dass besagte Kapelle ja im Vatikan und nicht in Frankreich zu finden ist. Aber manche Archäologen bezeichnen die Höhlenmalereien von Lascaux als die Sixtinische Kapelle der Altsteinzeit – und wenn man die Zeichnungen so aus der Nähe betrachten kann, versteht man den Vergleich sehr gut!
Aber der Reihe nach – heute morgen stand also der Besuch der Höhle von Lascaux auf dem Programm. Natürlich ist es nicht die Orginalhöhle, sondern vielmehr eine Kopie, im Maßstab 1:1, die der originalen Höhle bis auf den letzten Felsvorsprung gleicht. Die originale Höhle, die sich nur wenige hundert Meter entfernt befindet, darf nur noch von 3 Personen – insgesamt 2h pro Jahr!!!! besucht werden. Viel zu groß ist die Gefahr, dass dieser einmalige Schatz durch CO2, Feuchtigkeit und Wärme für immer verloren geht. Deshalb wurde wie gesagt diese genaue Kopie gebaut, um den Besuchern die Chance zu geben, die Urzeit so original wie möglich zu erleben! Deshalb ist die Höhle auch genau wie das Original frische 13 Grad kalt und auch nur schwach beleuchtet.
Was macht Lascaux so besonders? In dieser Höhle findet man Zeichnungen und Skizzen von wahrscheinlich über 5000 Tieren, vor allem Pferde, Stiere, Kühe, Hirsche und ein paar Steinböcke. Die Tiere sind detailreich und vor allem immer in Bewegung gezeichnet, so dass eine sehr realistischer Eindruck entsteht. Und die unbekannten Künstler schufen diese Werke vor ca. 25.000 Jahren – einfach faszinierend. Um die Tiere zu zeichnen, bastelten die Cro-Magnon Menschen kleine Öllämpchen aus Steinschalen, Rentierfett und Wacholderdocht. Ein einmaliges Zeugnis der Kunstfertigkeit der frühen Kulturen.
Unser Guide machte das Erlebnis noch lebendiger, indem er uns auf viele kleine Details aufmerksam machte. Zum Beispiel, dass Stiere schwarz und Kühe immer rot gezeichnet sind, oder wie die Künstler die natürliche Felsstruktur nutzten, um die Tiere plastischer aussehen zu lassen. Außerdem nutzten die Künstler schon optische Kniffe, um eine Form von Perspektive herzustellen. Darüber hinaus findet man hier auch die einzige Darstellung aus der Altsteinzeit eines Pferdes, dass auf den Hinterbeinen steht.
Lascaux versetzt einen in Staunen, wie hier Menschen etwas geschaffen haben, dass sich jederzeit mit einer modernen Kunstgalerie messen kann. Hier lernt man das veraltete Bild des „Höhlenmenschen“ hinter sich zu lassen und den ersten Homo Sapiens, als modernen Menschen wahrzunehmen, der nicht nur Jäger und Sammler war, sondern auch Künstler. Und wie gesagt, in der Steinzeit hauste niemand in Höhlen, vielmehr wurden Felsvorsprünge genutzt, um Schutz vor dem Wetter zu haben oder in der Steppe auch erste Formen von Zelten.
Nach so viel Kultur brauchten wir erst einmal eine Stärkung und fanden in Sarlat einen wundervollen Käseladen, der auch einen Mittagstisch anbietet. Diese Preise eines Mittagstischs in Frankreich sind sensationell. Für 2 Personen zahlt man mit Wasser, Wein, Kaffee, einer Hauptspeise und einem Dessert zusammen gerade mal 31 Euro – gegengerechnet hätte uns der Spaß in München ca. das doppelte gekostet.
So gestärkt gingen wir zum heutigen Gartenerlebnis über – südlich von Sarlat findet man die Wassergärten von Carsac. Im ersten Moment kann man sich gar nicht vorstellen, was ein Wassergarten sein soll – und dann steht man auf einmal mitten in einem Labyrinth von Stegen und Brücken, die sich kreuz und quer über einen Seerosenteich spannen. Und hier findet man unzählige Sorten von Seerosen und Lotus, die man auf diesen Wegen entdecken kann. Eine Fülle von Farben und Formen, die wirklich schwer zu beschreiben sind. Man bleibt immer wieder verwundert stehen über die Pracht der Natur. Auch der restliche Garten ist von vielen kleinen und großen Wasserflächen geprägt, Wasserfälle, Brücken und Bachläufe lockern das Ensemble immer wieder auf und es gibt jede Menge Bänke, um hier etwas zu verweilen und die Natur auf sich wirken zu lassen. Zum Abschluss gibt es dann noch ein Becken, in dem man jede Menge Koi s bestaunen kann.
Für uns ein wirklich herausragender Tag mit 2 absoluten Highlights. Leider geht unsere Zeit im Perigord nun zu Ende und morgen geht es langsam in Richtung Heimat. Aber natürlich haben wir für morgen Mittag noch ein weiteres Highlight geplant – lasst euch überraschen 😉