Zweiter Tag Buchara und für heute hatten wir uns noch ein Highlight aufgespart – Chor Minor – ein ikonisches Gebäude mit 4 blauen Türmchen, dass auf keiner Postkarte von Usbekistan fehlen darf 😉
Samaniden Mausoleum
Los ging der Tag natürlich wieder mit einem üppigen Frühstück – zum Glück etwas kleiner als die letzten beiden Tage, aber immer noch völlig ausreichend für eine ganze Familie. So gestärkt machten wir uns auf den Weg, noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten aufzustöbern. Unter anderem eines der ältesten islamischen Mausoleen Zentralasiens. Das Gebäude, das vor allem durch seine Schlichtheit besticht, stammt aus dem 9.Jh. und ist vollständig aus gebrannten Lehmziegeln. Diese Ziegel sind auf unterschiedliche Art verziert und machen das Gebäude einzigartig.
Basar
Nächster Stop war der große Markt. Da heute doch mehr Leute Zeit zum shoppen hatten, war hier ein munteres Treiben. Uns hat dieser Markt bisher am Besten gefallen, weil er einem einen sehr authentischen Eindruck des aktuellen Lebensgefühls der Stadt vermittelt hat. Der Markt ist klar geordnet mit Bereichen für Obst, Gewürze, Kleidung und sogar den lokalen Elektronikfachmarkt haben wir gefunden. Der Versuch, uns eine neue Waschmaschine zu verkaufen scheiterte aber einfach an den strikten Gepäckregeln gewisser Fluggesellschaften 😉
Moschee
Zum Abschluss unserer Vormittagsrunde besuchten wir noch die Hauptmoschee, die sich vor allem durch die besonders schön gearbeiteten Holzsäulen auszeichnet. Durch die Nähe zur Festung soll hier auch der Emir von Buchara regelmäßig vorbeigeschaut haben, um sich unter das gemeine Volk zu mischen. Na ja – wohl eher mit gebührendem Abstand 😉
Kurzer Exkurs zum Emirat Buchara.
Usbekistan war über viele Jahrhunderte kein eigenständiger Staat, sondern eine Ansammlung verschiedener Kleinstaaten. Das Emirat Buchara entwickelte sich im 18.Jh aus dem Khanat Buchara und war bis zum Vertrag mit Russland 1868 unabhängig. Ab 1868 wurde es zu einem russischen Protektorat, dass innenpolitisch noch unabhängig agieren durfte . Damit war 1920 Schluss. Sowjetische Truppen zerstörten große Teile der Stadt und der Emir musste nach Afghanistan fliehen. Buchara wurde nun eine Sowjetrepublik und 1924 in die Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik eingegliedert. Erst 1991 erlangte Usbekistan seine Unabhängigkeit zurück.
So, damit hätten wir unseren Bildungsauftrag erledigt und können uns wieder der Besichtigung der Stadt widmen – sprich, wir können endlich klären, was ich mit der Überschrift wohl andeuten wollte.
Chor Minor
Also zurück zu Chor Minor. Was einem als erstes auffällt ist, wie klein das Gebäude selber ist. Theoretisch war es ja auch nie als eigenständiges Gebäude konzipiert, sondern lediglich als Torhäuschen für eine Medresse. Aber von der Medresse ist heute nichts mehr übrig und das kleine Torhäuschen reckt ganz stolz seine 4 Türmchen in den Himmel. Zur Bedeutung dieser Türmchen hat jeder Gelehrte seine eigene Idee. Einer behauptet, die Türme stehen für die Religionsfreiheit im 19.Jh. Sie könnten die vier Weltreligionen symbolisieren, da sich an den Türmen Elemente finden, die an ein christliches Kreuz, eine buddhistische Gebetsmühle sowie muslimische und zoroastrische Symbole erinnern
Andere sehen in den Türmen Symbole für die 4 heiligen Städte oder die 4 wichtigsten Dynastien Bucharas. Und am besten finde ich immer noch, dass sie für die 4 Töchter des Baumeisters stehen. Also macht euch selbst ein Bild 😉
Unbestritten ist, dass das Gebäude sehr starke indische Einflüsse hat und wahrscheinlich vom Charminar in Hyderabad inspiriert. Abschließend bleibt die Antwort auf die Frage – was ist das Gebäude heute – natürlich ein Souvenirshop 😉
So, wir werden den Tag wieder mit einem Spaziergang durch die beleuchtete Stadt beenden, bevor es morgen früh – sehr früh – weiter mit dem Zug zu unserer letzten Station in Usbekistan geht – Khiva!
Hallo zusammen,
Danke für den – nicht unnötigen ! – Nachhilfeunterricht in Usbekischer und islamischer Geschichte. Eure Texte und Fotos müssen mir eine Reise in dieses so besondere Land ersetzen. Das gelingt euch hervorragend!
Ich hoffe, ihr findet ähnlich Entspannung wie die Katze auf dem Foto und seid morgen dann wieder aufnahmefähig für die Eindrücke des nächsten Abschnitts eurer Reise.
Herzliche Grüße und alles Gute!