55.000 Jahre im Vézère Tal

55.000 Jahre im Vézère Tal

Nachdem wir die letzten beiden Tage zur Erholung genutzt haben, stand heute doch mal wieder ein richtiges Programm auf den Plan. Der erste Teil war natürlich erst einmal der Besuch eines kleinen Marktes, um uns mit Leckereien für das Mittagessen einzudecken 😉

Aber das war natürlich nicht der Hauptgrund, warum wir ins Tal der Vézère gekommen sind. Vielmehr gibt es hier ein beeindruckendes Museum, das in der Nähe der Fundstätte des ersten Cro-Magnon Menschen gebaut wurde. 40.000 Ausstellungstücke geben einen tiefen Einblick in das Leben der Steinzeitbewohner, des Tals, und auch die Fauna wird beeindruckend in Szene gesetzt. Besonders beeindruckt haben uns die ausgestellten Felszeichnungen, vor allem ein Büffel und eine Ratte waren mit einer sehr hohen Detailtreue dargestellt worden. Faszinierend, wie viel wir hier neues über die Altsteinzeit gelernt haben.

Danach wollten wir spontan eine Höhle mit Felszeichnungen besichtigen – leider muss man sich seit neuestem online vorher Tickets besorgen und die Dame an der Kasse war so gar nicht hilfreich. Wollte und konnte uns nicht mitteilen, wann der nächste Slot frei ist. Später fanden wir im Internet heraus, dass es sehr wohl noch am späten Nachmittag ein Slot gegeben hätte – aber wenn sie nicht will, dann suchen wir uns halt andere lohnende Ziele 😉

…und für alle, die sich noch an die wunderbare Serie – „Es war einmal der Mensch“ erinnern – hier ein Link zu der Folge zum Cro – Magnon Mensch. Natürlich wieder mit 1000 Jahre sind ein Tag von Udo Jürgens 😉

Also auf zum Maison forte de Reignac – ein mittelalterliches Schloss, das komplett in den Fels hineingebaut wurde, um als uneinnehmbare Festung Schutz vor – na? – richtig – den marodierenden Banden des Mittelalters zu haben. Das Schloss ist in Privatbesitz und wurde in den letzten Jahren liebevoll restauriert und für die Besucher geöffnet. Es ist kein klassisches Museum – vielmehr lebt es von den vielen kleinen Geschichten und dem Sammelsurium an Ausstellungsstücken, die meisten davon sogar Originale aus dem Mittelalter. Sogar einen kompletten Informationsfolder auf Deutsch bekommt man auf die Hand und kann so die mehreren Etagen des Schloss entdecken. Es war ein großer Spaß, das Haus und die vielen Höhlen zu entdecken, treppauf und treppab immer wieder neue spannende Ausstellungsstücke und ihre Geschichte zu entdecken. Vor allem die authentischen Details machten den Besuch so interessant. Ein Beispiel? In mehreren Kaminen brannte echtes Feuer, so dass die Räume nicht so klinisch rein wie im Museum wirkten, sondern wirklich ein authentisches Raucharoma durch die Hallen waberte. Oder dass in die Fenstersimse in der Küche direkt die Spüle vertieft wurde und der Besucher selber Wasser reinschütten kann, um zu sehen, wie genial die Idee ist, dass das Wasser einfach durch einen Spalt unter dem Fenster ins Freie abläuft. Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Bewohner gleich wieder um die Ecke kommen und hier wieder einziehen. Ach, da fällt mir noch ein lustiges Detail aus dem Schlafgemach der Baronin ein – auf dem Dach des Himmelsbett stand eine winzige Kanone, deren Abzug mit der Tür über eine Schnur verbunden war – damit ein Eindringling erst einmal kampfunfähig gemacht wurde – keine schlechte Abschreckung!

Nur ein paar Kilometer weiter wartete die nächste Festung auf uns – der Roque Saint Christophe . Gebaut, zum Schutz vor – na? – falsch geraten – dieses Mal geht es um die Wikinger. Diese, mit einem guten Kilometer Länge größte Höhlenburg Europas, wurde zum Schutz vor den Wikingern errichtet. Im 9. und 10.Jh brandschatzten die Wikinger die Städte Aquitaniens, indem sie ihre Booten die Flüsse hinaufsegelten. Um solche Angriffe abzuwehren, wurde diese Burg zum Schutz der Vézère gebaut. Nachdem die Gefahr der Wikinger gebannt wurde, entstand hier in den Höhlen eine ganze mittelalterliche Stadt, die bis ins 16. Jh exisitierte. Selbst mit den wenigen Überresten, die heute noch zu sehen sind, ist es eine beeindruckende Anlage. Besonders interessant sind vor allem die ausgestellten mittelalterlichen Kräne – wie eine Mini BAUMA 😉

Nach soviel Kultur und Wissen wurde es Zeit, wieder den Heimweg anzutreten – Google Maps fand für uns natürlich wieder die kleinsten Schleichwege, so dass weite Teile des Heimwegs eher zum Abenteuer – als zur Erholung dienten 😉

Ein kurzer Nachtrag zu gestern und dem lokalen Pub – natürlich hatte er geschlossen 😉 Wie wir heute in einem anderen Pub gelernt haben, sind die übliche Öffnungszeiten 08:00 – 14:30 und 16:30 – 20:00. Da muss man schon rechtzeitig mit Trinken anfangen 😉

Soviel für heute – morgen geht es mehr um Wein und Nachtmärkte 😉

One thought on “55.000 Jahre im Vézère Tal

  1. Hallo Entdecker, ihr habt einen außergewöhnlichen Ort besucht. Eure Bilder zeigen, wie geschickt die Menschen früher das Felsmassiv mit baulichen Maßnahmen veränderten, dass sie es für ihre Zwecke benutzen konnten.
    Besonders interessant finde ich die Kräne. Bestimmt sind sie heute noch voll funktionsfähig. Zu damaliger Zeit waren sie sicher hochmodern und erleichterten viele Arbeiten.
    Danke für die Bilder und Kommentare. Man kann immer ein bisschen dabei sein.
    Grüße WE

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