Heute war unser letzter voller Tag in Sri Lanka. Nach einem großartigen australischen Frühstück in einer hippen Kaffeerösterei stand ein kurzer Abstecher zum Nationaldenkmal auf dem Programm. Die große Halle ist beeindruckend aber auch touristisch nicht sehr ergiebig 😉
Also weiter zur roten Moschee. Dort hatten wir das Glück an einer kleinen Führung teilnehmen zu können. Der junge Mann erzählte uns sehr viel von der Geschichte der Moschee und sang uns sogar die ersten Suren aus dem Koran vor. Ein wirklich schönes und stimmungsvolles Erlebnis.
Die Moschee selber ist nur in rot und weiß gebaut, um die Farben eines Granatapfels nachzuahmen. Der Granatapfel steht im Islam für das Paradies. Ende des 19. Jh kamen immer mehr muslimische Händler aus Südindien nach Ceylon, um hier Handel mit Tee und Gewürzen mit der arabischen Welt zu führen. Diese Händler bauten sich 1908 diese wunderschöne Moschee, die Architektur von westlichen, arabischen und indischen Einflüssen vereint. Ursprünglich war das Gebäude auf 1500 Gläubige ausgelegt; da diese Menge jedoch nicht ausreichte, wurde die Moschee in den letzten Jahren um einen Anbau erweitert, der auf 6 Etagen Raum zum beten schaffte. Heute können hier bis zu 13.000 Leute gleichzeitig zum Gebet gerufen werden. An normalen Tagen kommen im Schnitt so zwischen 3 und 5.000. Zum Freitagsgebet fast 10.000 und im Ramadan rücken alle ein bisschen zusammen, und dann kommen an wichtigen Tagen bis zu 15.000 Menschen zum Gebet – beeindruckend.
Zum Abschluss unserer Reise wollten wir uns noch einen richtigen High Tea gönnen und haben uns dafür ein 5 Sterne Hotel ausgesucht, dass jeden Tag einen High Tea mit vielen Leckereien anbietet. Unser Erlebnis wurde dann aus mehreren Gründen einmalig.
Also, wo soll ich anfangen? In der Theorie ist Sri Lanka einer der größten Exporteure von Tee. Selber haben sie aber so gar keine Teekultur. Wir hatten die lustige Vorstellung, dass wir bei einem High Tea, wie in England, Deutschland oder sonstwo auf der Welt ein Teemenü gereicht bekommen, aus dem wir uns ein First Flush Orange usw auswählen können. Weit gefehlt – selbst in 5 Sterne Hotels gibt es ….Teebeutel.
Als nächstes fiel uns der Service auf – negativ. In einem 5 Sternehaus erwarte ich gewisse Standards. Die ersten 3 Kellner verstanden überhaupt nicht, dass wir ein Pott Tee wollten. Nach 40 Minuten hatten wir endlich jemand überzeugt uns Tee zu machen – das dauerte dann auch wieder. Besonders erschreckend, dass die Person, bei der wir bestellt hatten alle Schritte bis zum herrichten des Tees richtig ausführte und dann als alles fertig auf dem Tablet stand – passierte nix mehr. Die Dame stand wie angewurzelt neben dem Tablett und konnte es nicht bis zu uns tragen. Erst der übernächste Kellner, den wir auf unsere Wünsche aufmerksam gemacht hatten brachte wieder etwas Leben in die Bude und der Tee wanderte langsam in unsere Richtung. Als nächstes wurde uns aus dem Pott Tee nur eingeschenkt und dann verschwand das Personal mit unserem Pott in ein Paralleluniversum, in dem Raum und Zeit ganz anders ablaufen. Erst nachdem endlich ein ranghöherer Mitarbeiter mit uns erbarmen hatte, lief es auf einmal. Er scheuchte den restlichen trägen Haufen etwas auf und kümmerte sich darum, dass wir endlich ausreichend Tee bekommen. Also da war wirklich noch viel Luft nach oben. Schade, denn die kleinen Leckereien auf der Etagere waren durchweg sehr schmackhaft.
Aber zum Glück hatten wir während des ganzen Wartens sehr spannendes Unterhaltungsprogramm. Neben uns fand die Anbahnung einer muslimischen Hochzeit statt. Was heißt neben uns – wir waren da mitten dabei. Auf der einen Seite von uns wurde eine lange Tafel für alle Eltern, Onkel und Neffen aufgebaut. Und hinter uns saßen die beiden Verlobten und durften bei Tee und Gebäck die ersten Worte allein miteinander austauschen – und wir waren sozusagen die spanische Wand in der Mitte. Es war ein wirklich einmaliges Schauspiel. Die beiden waren unheimlich schüchtern und etwas verlegen und jedes Mal, wenn wir dachten jetzt tauen sie etwas auf schleppte sich eine Tante oder Onkel an deren Tisch und hatte ihnen irgend etwas mitzuteilen und dann begann das Schauspiel wieder von vorne- und wir immer mittendrin. Also wir wollten schon fragen, ob wir zur Hochzeit kommen sollen.
Alles in allem auch wieder ein Erlebnis, dass uns lange in Erinnerung bleibt. Zum Abschluss gönnten wir uns noch einen Cocktail auf einer Dachterrasse mit Blick in den theoretischen Sonnenuntergang. Hinter den Wolken war sicher irgendwo einer….
So, das war unser Sri Lanka Abenteuer – morgen geht es früh raus zum Flughafen. Mal sehen, wie weit wir kommen, denn in Deutschland wartet mal wieder Streik am Flughafen und bei der Bahn auf uns.
Wir melden uns dann aus Deutschland mit einer Zusammenfassung der Reise!
Hallo Heimkehrer, ihr habt selbst am letzten Tag eures Aufenthaltes in Sri Lanka noch einiges gelernt:
Überall auf der Welt gibt es Menschen, die ihre Arbeit nicht ernst nehmen und erst angetrieben werden müssen. In einem 5 Sterne Hotel sollte man das nicht erwarten, aber nichts ist unmöglich!
Die Hochzeit, die ihr miterleben durftet, ist ein schwieriges Ritual. Meist wird die Braut vom Eigentümer Vater dem neuen Eigentümer Bräutigam übergeben. Das soll es auch heute noch geben.
Die rote Moschee ist ein besonders schönes Bauwerk. Durch die Führung wurde es für euch ein unvergessliches Erlebnis.
Sri Lanka werdet ihr nicht so schnell vergessen.
Gute Heimreise und herzlich Willkommen im streikenden Deutschland.
Willkommensgrüße aus Neuenstadt!