Seattle – Einblicke und Ausblicke

Seattle – Einblicke und Ausblicke

Unser Tag begann noch früher als sonst üblich – aber bei 9h Zeitverschiebung ist man halt schon um 5 Uhr wach und überlegt, wie man den Tag sinnvoll nutzen kann – und was gibt es da besseres als einen Markt, oder?

Pike Place Market

Seit über 100 Jahren ist hier der zentrale Markt von Seattle. Hier findet man von Blumen, Fisch, Gemüse bis hin zu Plattenläden alles, was das Herz begehrt und dazu noch jede Menge Essen, Ramsch und einmalige Ausblicke auf die Bay. Unser Tag begann völlig entspannt mit Kaffee und Teilchen bei der 3 Girls Bakery. Insgesamt waren wir überrascht, wie entspannt die Stadt ist: im Vergleich mit anderen Großstädten herrscht hier ein sehr relaxter Vibe – ob das wohl an den ganzen Pot Shops liegt? 😉 Jedenfalls hat man hier fast überall ein ganz besonderes Aroma in der Luft. Aber zurück zum Markt. Im, Gegensatz zu anderen Märkten ist hier nicht eine große Halle sondern vielmehr mehrere kleine Straßen plus ein mehrstöckiges Gebäude, bei dem oben Lebensmittel und im Untergeschoss Kuriositäten angeboten werden – das Gebäude ist alt und hat wirklich sehr viel Charakter – es ist ein Vergnügen, hier durch die verschiedenen Etagen zu laufen und überall neue Dinge zu entdecken.

Seattle Center and KEXP

Nachdem wir ausführlich jeden Winkel erkundet hatten ging es weiter zu Fuß am Hafen entlang bis zum Olympic Sculpture Park, wo auf dem ehemaligen Gelände einer Raffinerie eine grünes Fleckchen mit interessanten Kunstwerken entstanden ist. Weiter führte uns unser Weg hinauf zum Seattle Center, wo natürlich die 1962 zur Weltausstellung entstandene Space Needle alle Blicke auf sich zieht – da das Wetter eher durchwachsen war und 44 Dollar pro Nase für den Aufzug doch recht teuer ist entschieden wir uns gegen die Höhe und wanderten stattdessen weiter zur Radiostation KEXP, Home of the Grunge. Hier gibt es ein wunderbares Café, wo man bei Mokka und Cookie dem aktuellen Programm lauschen kann. So gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg den Berg hinauf zu einem herrlichen Aussichtspunkt, von dem man die ganze Stadt überblickt. Übrigens ist Seattle wirklich eine sehr, sehr bergige Stadt, ähnlich wie San Francisco geht es vom Hafen direkt sehr steil hinauf auf die umliegenden Hügel, und bei Regen haben hier so einige mit dem Anfahren am Berg zu kämpfen 😉

Seattle Underground

Am Nachmittag haben wir uns in den Untergrund von Seattle aufgemacht. Mit Bill Speidel´s Underground Tour ging es unter die Straßen von Seattle, um die Geschichte Seattles aus einer ganz anderen Perspektive zu erleben. Und was für ein tolles Erlebnis wir hatten. Andie unser Tour Guide erweckte mit viel Enthusiasmus und Witz die spannende Geschichte Seattles zum Leben. Aber warum muss man dafür in den Untergrund? Das hat einen ganz einfachen Grund – Seattle lag nach dem großen Brand erst einmal eine Etage tiefer. Klingt verwirrend, ist aber so – die Gründungsväter haben die erste Stadt auf Schwemmland gebaut, das bei jeder größeren Flut unter Wasser stand – Ebbe und Flut sprich Tidenhub liegt im Extremfall bei mehr als 7m, und das hatten sie so nicht bedacht und deshalb stand die Innenstadt immer wieder unter Wasser. Insofern war der Brand von 1889 ein großes Glück, weil man dann endlich die Stadt höher legen konnte – da dies aber nicht über Nacht geschah, sondern eher 7 Jahre dauerte – baute man die neuen Häuser mit einem Eingang im Erdgeschoss und im Obergeschoss, sodass man nach und nach die Stadt höher legen konnte – das ist ohne dass man es gesehen hat schwer vermittelbar – aber wenn ihr zufällig in Seattle seid, ist die Tour ein absolutes Muss.

Ach ja, eine Sache noch – wer hat denn den ganzen Wiederaufbau bezahlt? – wenn die Stadt pleite war? Zum Glück gab es in Seattle jede Menge Näherinnen, die soviel Geld verdient hatten, dass sie den Wiederaufbau aus der Portokasse stemmten. Hmm, glaubt ihr das wirklich? Nein – aber so war es. Natürlich waren die Damen, die sich selbst Näherinnen nannten, eher in einem anderen Gewerbe tätig – denkt mal so in Richtung St. Pauli … aber solche Dienste waren offiziell verboten, und so wurden aus „Freudenhäusern“ Nähsalons und voila – alle Seiten zufrieden – wortwörtlich – kein Wunder bei einem Männerüberschuss von 10:1.

Ich könnte jetzt hier noch stundenlang weiterschreiben, weil Andie wirklich so viele Anekdoten aus dieser Zeit erzählte, dass es für eine Seite gar nicht reicht. Wir hatten aber auf jeden Fall einen ersten großartigen Tag in Seattle und freuen uns jetzt auf ein paar Tacos zum Abendessen und dann wieder Bettruhe – bis morgen!

One thought on “Seattle – Einblicke und Ausblicke

  1. Hallo zusammen,
    euer Reisebericht enthält (wie bei euch üblich!) wieder sehr wertvolle Tipps für einen abwechslungsreichen, interessanten und aufschlussreichen Tag. Mir wird beim Lesen bewusst, was ich damals entweder übersehen, nicht verstanden oder inzwischen schon wieder vergessen habe. Bin gespannt auf den nächsten Beitrag. Liebe Grüße

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