Die heutige Geschichte handelt davon, wie nah Glück und Leid beieinander liegen können. Auckland, diese fröhliche heitere Stadt, erlebt einen der schlimmsten Sommer aller Zeiten mit kühlen Temperaturen und Regen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag kamen alle negativen Wettersysteme zusammen und trafen Auckland mit voller Wucht – im englischen heißt das Torrential Rain – sintflutartige Regenfälle aus einem Wettersystem, dass sich nicht von der Stelle bewegte, weil ein starkes Hochdruckgebiet östlich von Neuseeland das Weiterziehen des Regengebietes verhinderte. Das bedeute für Auckland über 80% des gesamten Regens eines Sommers innerhalb von 15h. Das Ergebnis waren massive Überschwemmungen in einigen Stadtteilen, auch das Terminal des internationalen Flughafens stand unter Wasser und die wichtigsten Nord-Süd Straßenverbindungen waren unterbrochen. Viele Häuser mussten evakuiert werden und es gab auch ein paar wenige Todesopfer.
Wir waren zum Glück noch nicht in Auckland, sondern knappe 200km südöstlich davon in Rotorua. Wir wussten schon, dass sich das Regengebiet in dieser Richtung weiterbewegt, und dass wir auch eine gehörige Portion Regen abbekommen. Den ersten Schauer hatten wir bei unserem abendlichen Rundgang durch die Baumwipfel von wunderschön beleuchteten Redwood Trees. Ein sehr stimmungsvolles, aber auch sehr nasses Erlebnis.
Für den heutigen Tag hatten wir ja einen Besuch in Hobbington geplant, danach an Auckland vorbei in den tropischen Teil der Nordinsel, um hier auf dem Weg noch einen Kolonie von Basstölpeln zu besuchen, um schlussendlich in Manghawei in Northland anzukommen.
Aufgrund der Nachrichten und der Straßensperrungen war es überhaupt nicht sicher, ob dieser Plan überhaupt umsetzbar war – zeitweise gab es keine Straßenverbindung von Süd nach Nord durch Auckland – Auckland ist ähnlich wie Hamburg ein einziges Nadelöhr zwischen dem Süden und Norden der Insel – zwischen der Ost und Westküste liegen hier teilweise keine 20 km.
Deshalb machten wir uns heute auch sehr früh auf den Weg, um bei Bedarf auf alle anfallenden Schwierigkeiten schnell reagieren zu können. Bei sintflutartigem Regen fuhren wir vorsichtig aus Rotorua los und wurden auf den knapp 80km bis Hobbington mehr als einmal mit einem heftigen Regenschauer bedacht – so dass wir schon fast unsere Planung komplett über den Haufen werfen wollten – und dann begann unser Glück, denn wir schafften es ohne weitere Schwierigkeiten auf die andere Seite der Regenfront und kamen mehr oder minder trocken in Hobbington an und konnten hier die Filmsets aus den Herr der Ringe- und Hobbit Filmen in Ruhe und fast trocken bestaunen.
Das Filmset ist noch faszinierender in echt, als es im Kino je gewirkt hat – auf einer Farm mit 13.000 Schafen und 4.000 Kühen haben Peter Jackson und eine unermüdliche Crew aus Bühnenbildnern die perfekte Illusion eines gewachsenen Hobbitdorfs geschaffen – 44 Hobbithöhlen wurden gebaut und mit viel Liebe zum Detail im Außenbereich gestaltet. Es war ein einmaliges Erlebnis, mit unserem Guide Lola die einzelnen Bereiche des Dorfs zu entdecken und selbst ein klein wenig zum Hobit zu werden, um zum Schluss im Wirtshaus zum Grünen Drachen mit einem Bier die Führung ausklingen zu lassen. Persönlich war es ein wirklich ganz besonderes Erfahrung, die aus den Filmen noch einmal mehr ein ganz persönliches Erlebnis macht.
Zum Glück waren viele Straßen bis Mittag rund um Auckland wieder frei und wir schafften ohne größere Regenmengen den Weg an die Nordostküste an den Strand von Muriwai, der einerseits bei Surfern recht beliebt ist, weil es hier sehr gute Wellen gibt und der andererseits bekannt ist für seine Kolonie von Basstölpeln. Unser Ziel waren nicht die Wellen, sondern die Beobachtung der Vögel – kaum kamen wir im Ort an, kam die Sonne hinter den Wolken hervor und es wurde tropisch heiß. So konnten wir die wenigen Schritte zu der Kolonie wieder vollkommen trocken zurücklegen und die faszinierenden Vögel aus nächster Nähe bestaunen. In der Kolonie gab es viele Jungtiere – teilweise noch mit weißen Flaumfedern – andere schon im grauen Gewand der Jugend – ein wirkliches beeindruckendes Schauspiel, diese Vögel so ungestört beobachten zu können.
Jetzt hatten wir schon mehrere mal Glück gehabt, alle Highlights des Tages so trocken erleben zu können. Jetzt fehlten nur noch die letzten 75km nach Mangawai und hier trafen wir auf unsere erste Straßensperre wegen Überflutung – zum Glück gab es aber eine alternative Route, die landschaftlich auch sehr reizvoll war. Immer wieder stießen wir auf der Fahrt auf Stellen, wo die Straße letzte Nacht überspült wurde und Geröll oder Schlamm auf der Fahrbahn war – an einer Stelle war auch ein Postauto in den Graben gespült worden – aber wegen der vielen fleißigen Helfer waren die meisten Schäden innerhalb weniger Stunden behoben und wir kamen ohne weitere Zwischenfälle hier an.
Wir sind auf jeden Fall dankbar, dass wir heute das Glück auf unserer Seite hatten und unbeschadet hier im Norden angekommen sind. Auckland wird unser letztes Ziel sein, und wir hoffen, dass sich in 2 Tagen die Lage sowohl in der Stadt, als auch am Flughafen normalisiert hat – es sind zwar weitere Regenfälle angekündigt – aber alles in einem normaleren Rahmen als letzte Nacht.
Hallo, wie ich lese hattet ihr die ungewöhnliche Wassersituation voll im Griff.
Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, als wir die Fernsehberichte sahen und euren Reiseplan mit den Überschwemmungsnachrichten verglichen.
Allem schlechten Wetter zum Trotz , habt ihr gute Bilder von der Hobbitsiedlung und der Vogelkolonie machen können.
Wenn der Flugplatz auch wieder gebrauchsfähig wird und ihr weiterfliegen könnt, seid ihr echte Glückspilze!!!
Wir halten für euch Daumen W. & S.